Vom Kletterparadies Rocha da Pena bis zum einsamen Surfstrand nach Figueira

Vom Kletterparadies Rocha da Pena bis zum einsamen Surfstrand nach Figueira

November 3, 2020 0 Von anjali

Unsere erste Urlaubswoche starteten wir in den Bergen an der Algarve. Wir hatten Glück und das Wetter war noch einmal richtig sommerlich, sodass wir nach ein paar Klettersessions am Meer bei strahlender Sonne und 24 Grad entspannen und an unserer Sommerbräune arbeiten konnten. Zum Ende der Woche ging es von der östlichen Seite Portugals wieder Richtung Westen zum Surfen.

Wir hatten am Montag mal wieder Lust ein wenig Bergluft zu schnuppern und unser neues Kletterseil weiter zu testen. Erstmal frühstückten wir jedoch am Praia de Amoreira am Strand, wo wir auch übernachtet hatten und ich machte einen Strandspaziergang. Die Wellen waren leider zu groß und stürmisch für uns zum Surfen. An sich ist der Strand aber bei optimalen Wellen sicher sehr gut geeignet zum Surfen und auch ein beliebter Spot. Vielleicht kommen wir hier hin zurück für eine Session.

Danach suchten wir einen Fels raus, bei dem es auch etwas einfacherer Routen gibt. Bei Sagres an der Küste findet man leider nur Routen ab 6 aufsteigend, die sicher eine traumhafte Aussicht auf das Meer haben. Da wir es etwas entspannter angehen wollten kam für uns nur der Fels Rocha da Pena hier in Südportugal in Frage. Also fuhren wir Montag früh Richtung Faro, denn im Hinterland davon lag der Fels.

Die Felswand erstreckte sich über 2 km mit einer Höhe von 479 Metern und hat eine Fläche von 600 Hektar. Es ist absolut lohnenswert auch für nicht kletterbegeisterte, denn es gibt einen tollen Wanderweg. Da uns vorallem der Fels interessierte suchten wir uns den Weg zum Sektor 4. Wir wollten den Weg unten von der Bar das Grutas nehmen, wo wir auch parkten. Da der Sektor 4 allerdings sehr westlich am Fels lag, liefen wir erst den Feldweg weiter Richtung Westen, um dort hinaufzusteigen. Wir fanden nicht auf Anhieb den direkten Einstieg, liefen über rote Sandwüsten und Felder, vorbei an Bienenstöcke und durch ein trockenes Flussbett, bis wir endlich einen schmalen Pfad bergauf und längs der Felsens kreuzten. Am Felsen waren einige Routen beschriftet, sodass wir zum Glück verhältnismäßig schnell (zum Hinweg) die Route fanden, die uns zusagte. Die Topo hatten wir vorweg über den Climbing Portugal Blog gefunden, mussten aber am zweiten Tag feststellen, dass sie etwas veraltet ist und neue Routen dazugekommen sind. (Topo: http://climbingportugal.blogspot.com/2013/09/rocha-da-pena-loule-algarve.html) Wir waren im Philosophen Sektor und kletterten die Route Nietzsche, Schwierigkeitsgrad 5. Sven kletterte Vorstieg und ich kletterte sie danach und nahm die Exen mit.

Da unsere Wanderung dorthin zu viel Zeit in Anspruch genommen hatte, sollte dies auch die einzige Route für den Tag gewesen sein, denn es wird nun deutlich früher dunkel. Also wanderten wir diesmal oben am Fels wieder zurück zum Parkplatz. Wir suchten uns einen freien „Baumstellplatz“ auf Park4night ca. 20 Minuten entfernt vom Fels. Der Sonnenuntergang war traumhaft. Wir hatten eine traumhafte Aussicht auf rötlich schimmernde Berge und einen pinken Himmel von dort, wo wir unser Abendbrot genossen – selbstgemachte Sommerrollen.

Nach einer ruhigen Nacht ging es am nächsten Morgen wieder zum Fels. Diesmal nahmen wir direkt den Weg neben der Bar und gingen bergauf. Wir hatten diesmal den Sektor 13 im Kopf, gingen aber zu weit westlich und entdeckten eine gute Route im Sektor 6, Paradox, Schwierigkeitsgrad 5. Sie sah vielversprechend aus. Sven kletterte wieder vor und diesmal stieg ich nach, da er einen guten Standplatz hatte und es vom ersten Standplatz noch zwei Borhaken weiter nach oben ging. Gemeinsam genossen wir von ganz oben die Aussicht, aßen ein paar Gipfelerdnüsse und einen Gipfelkuss, bevor wir uns wieder abseilten.

Anschließend ging es aber wirklich zum Sektor 13. Da unserer Route gerade besetzt war, machten wir eine kleine Mittagspause in der Sonne. Es war wunderbar warm. Wir lernten ein Pärchen aus der Schweiz kennen, die auch zum gleichen Sektor wollten, die ein Kletterbuch von Portugal besaßen. Sie empfohlen uns die Route 8 im Sektor 9, welche auf unserer Topo nicht abgebildet war. Gemeinsam gingen wir aber erstmal zur 13. Diesmal kletterte ich die Route Flintstones, eine 4+, im Vorstieg und stieg sie durch. Seit langem war das meine erste Outdoorroute im Vorstieg. Eine schöne Platte mit kleinen aber feinen Griffen. Oben angekommen genoss ich den Erfolg, das Vertrauen in mir selbst – denn ich habe immer noch ein wenig Höhenangst – und seilte mich mit meiner Acht anschließend wieder ab und sammelte dabei alle Exen wieder ein.
Die Sonne fing an unterzugehen. Es ist immer wieder unglaublich, wie schnell die Zeit beim Klettern am Fels vergeht. Also machten wir uns mit den Schweizern wieder auf den Heimweg. Sie erzählten, dass sie auf einem Wohnmobilstellplatz, Eco Park, ca. 30 min entfernt übernachtet hatten. Das klang sehr gut für uns, da wir auch mal wieder frisches Wasser und eine Grauwasserentsorgung benötigten.

Eigentlich wollten wir am Mittwoch wieder zum Kletterfelsen fahren. Da Sven jedoch Probleme mit seinen Kletterschuhen hatte (super eng) entschieden wir einen Tag Pause zu machen und Richtung Meer zu fahren. Bei Faro gab es einen Strand, an dem man angeblich auch manchmal surfen kann, Praia de Faro. Wir schauten uns diesen an, jedoch gab es keine Wellen. Also legten wir uns erstmal an den Strand tranken ein kühles Radler und genossen die Sonne. Irgendwie konnte das jedoch noch nicht alles gewesen sein. Der Unternehmungsdrang steckte in uns und so fuhren wir zum Naturpark Ria Formosa, wo zu dieser Jahreszeit zahlreiche Vögel landen oder sogar überwintern, unter anderem Flamingos. Der Nationalpark nahm für einen 3 km langen Rundweg 2,80€ Eintritt. Wir dachten uns, für die Flamingos ist es uns das wert. So liefen wir durch den kleinen Park und suchten vergeblich die rosa Vögel. Dafür sahen wir einen Graureiher, Enten und andere Vögel. Interessanter war die Gezeitenmühle und die alte Wassermühle die früher von einem Esel angetrieben wurde, um Wasser aus der Tiefe für Obstbäume, wie z.B. Pflaumen und Zitronen, heraufzuholen.

Inspiriert von der Natur suchten wir uns anschließend einen Stellplatz und übernachteten zwischen Orangenbäumen auf einer Farm eines kleinen Vereins, die den Ort für Wohnmobile zum übernachten anbieten. Irgendwie wussten wir an dem Tag nicht so genau, wo wir unser Ei hinlegen sollten. Allerdings muss ich zugeben, im Nachhinein betrachtet, war es ein abwechslungsreicher, entspannter und interessanter Tag.

Zum Frühstückt pflückte ich uns ein paar frische Clementinen. Sie schmeckten wunderbar aromatisch und nach Sonne pur. Anschließend fuhren wir zum Ankerfriedhof. 248 Anker liegen am Praia do Barril.

Dort verbrachten wir unseren Donnerstag. Die Sonne strahlte den ganzen Tag und es war herrlich warm. So einen Tag hatten wir schon lange nicht mehr. Auch das Meer war wieder eine herrliche Erfrischung und nicht zu kalt, um kurz schwimmen zu gehen. Außerdem lagen am Strand tausende schöne Muscheln. Wir konnten so richtig die Seele baumeln, uns von der Sonne bräunen und den Wellen erfrischen lassen. Einfach herrlich! Sven rettete zudem einen angespülten feuerroten Krebs und gab ihm wieder die Freiheit im offenen Meer zurück.

Abends fuhren wir dann wieder Richtung Westküste. Ab 30.10. bis zum 03.11. war in Portugal ein nationaler Lockdown wegen eines Feiertages angekündigt. Zu der Zeit sollte man den Bezirk, in dem man wohnt, nicht verlassen. Dies gilt auch für Touristen. Weil wir die nächsten Tage wieder an der Westküste eventuell Surfen möchten, suchten wir einen Wohnmobilstellplatz in Figueira heraus. Dieser wurde uns sogar von einem Pärchen, was wir getroffen hatten, empfohlen. Wir hatten Glück und bekamen noch den letzten Stellplatz.

Am Freitag strahlte die Sonne wieder aus allen Löchern und wir liefen mit unseren Surfbrettern 20 min zu einer kleinen recht einsamen Sandbucht, Praia da Figueira. Wir sonnten uns bis nachmittags die Wellen größer wurden, als Ebbe kam. Die Wellen brachen traumhaft, sodass wir das Lineup genießen konnten. Abends saßen wir gemütlich draußen am Camper und aßen Abendbrot.

Am Samstag wollten wir noch einmal in den Genuss des Lineups kommen und gingen zu unserem Hausstrand. Leider waren die Wellen viel niedriger als angekündigt. Dafür schien die Sonne wieder den ganzen Tag und es war wunderbar warm. Wir gingen im Meer baden, sprangen durch die Wellen, machten ein paar coole Wellenfotos und zur Krönung schwammen in der Ferne noch ein paar fröhlich herumspringende Delphine vorbei. Sie boten uns eine kleine Show, versprühten Freude und Dankbarkeit für diesen wunderbaren Tag. Zum Sonnenuntergang gingen wir wieder zum Camper.

Da unsere Stellplatznachbarn uns den Strand Praia Porto de Mos empfohlen hatten, an dem man angeblich den ganzen Tag tidenunabhängig surfen könnte, fuhren wir dort am Sonntag hin. Schon vom Parkplatz sahen die Wellen klein aus. Allerdings waren einige Surfer auf dem Wasser. Also probierten wir es. Es ist auf jeden Fall ein sehr guter Anfängersurfspot. Also nutzten wir es als Trainingstag und übten einen schnelleren Take-off. Bei kleinen Wellen ist das gar nicht so einfach. Mit dem Longboard funktioniert es allerdings deutlich besser. Seit langem konnten wir es mal wieder rausholen und es machte Spaß!

Zum Abschluss des Tages kochten wir uns schwarze Sepia Spaghetti mit Oktopus und Zucchini. Ich hatte noch nie zuvor Oktopus selbst gekocht. Es schmeckte tatsächlich sehr gut. Auch die schwarzen Nudeln sind für besondere Anlässe eine schöne Abwechslung, schmecken allerdings fast wie normale Spaghetti.

Es war eine sehr abwechslungsreiche Woche mit traumhaftem Wetter. Wir haben jede Minute, jeden Sonnenstrahl ausgekostet und genossen. Denn die Sonnenstrahlen werden auch hier im November weniger und die Regentage steigen. Ich muss sage, da wir direkt ohne Anreise in den Urlaub gestartet sind, ist mir der Übergang vom Arbeiten und Entspannen sehr leicht gefallen. Ich hätte auch kein Problem zwischendurch wie sonst zu arbeiten. Allerdings ist es auch sehr entspannt, endlich mal wieder komplett abzuschalten und alle Tage ausgiebig zu genießen. Ich muss zugeben, am Anfang der Woche war ich schon etwas mehr mit dem Kopf wieder daheim. Die aktuelle Pandemiesituation lässt auch uns nicht in Ruhe auch wenn wir manchmal gefühlt wie im Paradies leben. Unsere Zeit hier neigt sich dem Ende zu. Eigentlich freut man sich auch bald mal wieder zu Hause zu sein, Freunde und Familie zu treffen. Andererseits mag man das Paradies nicht verlassen, denn was erwartet uns daheim? Lockdown, Corona, Home Office, keine Freunde & Familie treffen (?)… . Auch wenn wir hier gerade in einem kurzfristigem kleinen Lockdown leben, in dem wir unsere Gemeinde nicht verlassen dürfen, haben wir doch viel mehr Freiheiten, da die Umgebung es zulässt. Wir wohnen am Strand, können surfen, klettern, kiten oder uns sonnen. Was wollen wir me(e)hr?