
Unsere letzte Woche in Portugal und die Rückkehr
Nun sind wir schon fast vier Wochen wieder in Deutschland und es wird Zeit von unserer letzten Woche und Rückkehr in Deutschland zu berichten. Bitte verzeiht, dass es etwas gedauert hat. Die letzten Wochen waren sehr turbulent und ereignisreich. Und tatsächlich sind wir auf den Hund gekommen.
Wir hatten uns am Montag früh noch ein paar Hunde in einer Auffangstation direkt in Vila do Bispo angeschaut. Direkt danach erhielten wir einen Anruf von der anderen Hundestation. Es sollte doch noch funktionieren, die kleine Marli, die wir dort entdeckt hatten, mitzunehmen. Also machten wir einen Termin zum späten Nachmittag aus. Vorher fuhren wir nach Lagos in die Tierhandlung und anschließend schauten wir uns noch den Surfstrand Praia do Zavial an, mit der Hoffnung, noch einmal kurz surfen zu gehen. Leider waren die Wellen und die Strömung zu fortgeschritten für uns. Also entspannten wir nur am Strand und schauten den Surfern zu. Anschließend fuhren wir zu Mayday Algarve, um unsere kleine Marli (eigentlich hieß sie Haley) abzuholen. Sie kam auch direkt auf uns zu und erkannte uns wieder. Als wir außerhalb der Hundekäfige waren fingen plötzlich alle Hunde an zu bellen und Marli erschreckte sich und rannte voller Panik weg. Ich rief sie zurück und sie kam mir direkt in die Arme gesprungen, sodass ich sie beruhigen konnte. Das war unser erster schöner Moment und ein wichtiger Baustein für den Aufbau einer wunderbaren Beziehung zwischen Hund und Mensch.

Wir haben anschließend die Nacht dort bei der Hundestation zum Testen übernachtet. Nachts mussten wir einmal mit Marli raus. Am nächsten morgen kam sie schon automatisch in unseren Camper gerannt, wenn sie Angst hatte. Sie hatte ihr neues Zuhause gefunden!
Mittags konnten wir endlich den Vertrag unterzeichnen. Allerdings war Marli noch nicht gechipt. Wir machten einen Termin bei deren Tierarzt aus und fuhren dorthin. Das war die erste Autofahrt für Marli. Sie hatte unheimlich viel Angst, sodass wir mehrmals anhalten mussten, um eine Pause zu machen. Beim Tierarzt war es dafür problemlos und das chippen ging sehr schnell. Anschließend fuhren wir zu unserem nächsten Übernachtungsplatz. Ich wollte unbedingt einmal an meinem Strand der Träume, Praia do Amado, übernachten. Seit wir 2019 dort waren, habe ich immer davon geträumt dort mit dem Camper zu übernachten. Jetzt wurde mein Traum wahr! Als wir nach mehrmaligen Pausen dort ankamen, waren auch schon einige Camper dort. Wir zeigten Marli zum ersten mal das Meer und spielten mit ihr am Strand. Das Wasser war ihr noch nicht geheuer aber ihre Neugier war größer, sodass sie sogar etwas nass wurde. Dann versteckte sie sich in einem kleinen Felsspalt am Wasser, wo wir sie aber schnell wieder rauslocken konnten. Am Strand war alles sehr aufregend, daher ging Sven wieder mit ihr zurück zum Camper, damit sie sich etwas ausruhen konnte. Ich las noch etwas am Strand bis zum Sonnenuntergang. Was nicht unbeobachtet blieb… Thank you for the great photos Gijs Hardeman – he took those for a lonelyplanet article.
In der zweiten Nacht mussten wir wieder ein-zwei mal raus, damit Marli pinkeln konnte. Die Dunkelheit war ihr aber nicht geheuer, weshalb wir recht schnell immer wieder im Camper waren. Am nächsten Morgen machten wir ein paar neue Freunde beim spazieren gehen mit Marli. Sie ist auch einfach super süß (gewesen)!
Leider wurde die Algarve ab Mittwoch nun auch zum Risikogebiet erklärt. Da wir am Freitag früh in Bilbao sein mussten, um die Besitzerin des Hundeshelters zu treffen, die Marlis Reisepass mit in England hatte, entschieden wir uns bereits in den Norden von Portugal zu reisen. Um nicht in einem Risikogebiet zu übernachten, hätten wir sonst versucht durchzufahren. Mit dem Hund mussten wir nun sowieso etwas mehr Zeit einplanen, daher passte das so viel besser.
Die Wellen waren allerdings so gut, dass ich ein letztes Mal surfen gehen musste. Danach machten wir uns auf die Reise Richtung Norden. Wir suchten uns einen ruhigen Übernachtungsplatz in der Nähe von El Cerro in einem kleinen Ort. Dort konnten wir neben einem kleinen Fluss und Kühen wunderbar mit Marli spazieren gehen.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg Richtung Bilbao. Abends gegen 22:00 Uhr erreichten wir unseren Schlafplatz in der Nähe der Fähre. Am nächsten Morgen sollten wir uns um 10:00 Uhr an der Fähre mit der Besitzerin treffen. Sie hatte jedoch Verspätung. Also gingen wir noch etwas mit Marli am Meer spazieren.

Um 11:00 Uhr hatten wir endlich Marlies Reisepass und es ging zur nächsten Station. Wir hatten uns mitten in Bilbao ein Labor ausgesucht, bei welchem wir einen Corona Test machen konnten. So konnten wir unsere Quarantäne in Deutschland auf 5 Tage reduzieren. Im Labor war alles sehr steril, ich musste nur kurz warten und konnte direkt den Test machen. Nach drei Stunden hatten wir bereits unser Testergebnis – es war negativ. Puh.
Wir waren bereits in Frankreich. Eigentlich wollten wir durchfahren bis Deutschland. Allerdings wurden wir abends recht müde und Marli musste etwas spazieren gehen. Wir entschieden uns 2-3 Stunden vor der Grenze noch eine Schlafpause einzulegen. Um 3 Uhr nachts, pünktlich zur Marli-Pinkelzeit fuhren wir weiter. Mittags wollten wir in Karlsruhe sein, da Sven sich dort ein Motorrad anschauen und kaufen wollte. Da wir kein Auto mehr in Hannover haben (mein alter Corsa ist kurz vor der Reise kaputt gegangen) und Sven ein Fahrzeug braucht, um zur Arbeit zu fahren, war ein Motorrad eine gute Alternative. So ging sein Traum vom ersten eigenen Motorrad ebenfalls in Erfüllung. Und für den Autokauf können wir uns noch etwas Zeit lassen.

Ich fuhr von Karlsruhe alleine mit Marli weiter Richtung Hannover. Zum Glück funktionierte es recht gut. Marli lag zusammengerollt in ihrer Ecke hinter dem Fahrersitz und schlief die ganze Zeit. Nach 3,5 Tagen und ca. 30 Stunden Fahrt kamen wir endlich in Hannover an.

Hundekissen werden überbewertet, eignen sich aber gut als Kuschelhöhle.
Kaum zu glauben, dass unsere Reise damit zu Ende war. Wir waren trotzdem sehr glücklich, da wir nun ein kleines Hundebaby, Marli, hatten, mit der wir uns fast ununterbrochen beschäftigten. Wir spielten mit ihr im Garten und gingen spazieren. Auch ihre erste Dusche funktioniert mit etwas jammern recht gut. Wir besiegten gemeinsam die Hundeläuse, bis wir in Deutschland waren. Wenn sie mal schlief, hatten wir Zeit zum Durchatmen. Wir lernten sehr schnell mit ihr Sitz und Platz. Unfassbar, wie aufnahmefähig sie war. Sie lernte sehr schnell. Auch stubenrein war sie fast schon. Wenn sie pinkeln musste, machte sie sich bemerkbar und wir liefen schnell zusammen hinaus. Von Montag auf Dienstag schafften wir es sogar sieben Stunden durchzuschlafen. Das war fabelhaft!

Marli nach ihrer ersten Dusche beim Kuscheln.
Leider ging es ihr in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch nach unserer Rückkehr nicht gut. Sie übergab sich drei mal. Am Morgen wollte sie nichts fressen. Sven musste leider zur Arbeit fahren. Ich begab mich in mein erstes Meeting und kraulte Marli nebenbei. Leider ging es ihr immer schlechter, sodass ich um 10:00 Uhr, als der Tierarzt um die Ecke aufmachte, sofort mit ihr dorthin rannte. Sie schickten mich weiter in die Tierklinik. Ich rannte so schnell ich konnte wieder nach Hause und holte den Autoschlüssel. Ich konnte kaum atmen. Es tat so weh, sie leiden zu sehen. Sie bewegte sich nicht mehr und konnte ihren Kopf kaum halten. Zum Glück kam Sven direkt nach Hause und wir konnten gemeinsam in die Klinik fahren, wo wir den ganzen Tag warteten. Zwischendurch sprach ich mit dem Arzt. Sie versuchten alles, um sie zu retten. Leider wirkten die Medikamente und Maßnahmen nicht. Am Ende vermutete die Neurologin, dass sie bereits eine Blutung im Kopf hatte. Zu der Zeit kämpfte Marli um ihr leben. Schweren Herzens mussten wir sie einschläfern lassen. Wir fuhren mit ihr zu meiner Mama und beerdigten sie im Garten.
Es ist wirklich faszinierend, was für eine intensive Beziehung zwischen Mensch und Tier in solch einer kurzen Zeit aufgebaut werden kann. Marli war unser erster kleiner Hund. Sie war so schüchtern, doch die Neugier hat sie immer offen in die Welt blicken lassen. Wir haben sie sofort ins Herz geschlossen. Nach einer Woche hatten wir bereits so viel gemeinsam gelernt. Mit dem Hund, aber auch Sven und ich für unsere Beziehung. Zum ersten Mal lag der Fokus nicht auf uns, sondern fast nur auf unserer kleinen Fellnase. Viel Energie, Aufmerksamkeit und Liebe gaben wir Marli und bekamen dies auch zurück. Sie war der perfekte Hund für uns. Wir werden sie für ewig in liebevoller Erinnerung behalten!

Nach fünf Monaten Reisen und Arbeiten kamen wir zum Ende dann sogar noch auf den Hund. Auch wenn das Glück nur kurz war, es war eine fantastische, schöne Zeit mit Marli. Leider endete sie viel zu schnell. Jetzt versteht ihr aber auch, warum es einige Zeit für den Bericht der letzten Woche in Portugal (und der ersten Tage in Deutschland) gedauert hat. Viele Tränen sind seitdem geflossen. Neben der Trauer fiel auch das Eingewöhnen in Hannover nicht leicht. Der Lockdown machte es umso schwieriger. Wir sehnen uns immer noch zurück nach Portugal. Eigentlich brauchen wir nicht viel, um glücklich zu sein. Das Leben im Camper und die Nähe zur Natur war vollkommen ausreichend. Nun sitzen wir in unserer Wohnung, fühlen uns zwar sehr wohl hier (sie ist wirklich sehr gemütlich), vermissen jedoch die Natur und den Vorteil sofort dort zu sein, wo wir Kiten, Surfen, Klettern, Wandern etc. können.
Doch wie sagt man so schön: Nach dem Abenteuer, ist vor dem Abenteuer. Mal sehen, was 2021 uns bringen wird! 😉