
Berge und Meer: Unsere erste Woche in Nordportugal
In unserer ersten Woche in Portugal konnten wir uns perfekt eingewöhnen, denn wir hatten Urlaub. Wir nutzten die Zeit gut, um die Gegend oberhalb von Porto nicht nur an der Küste, sondern auch in den Bergen zu erkunden. Inspirationen für unsere Ausflüge holten wir uns in unserem Wild Guide Portugal Reiseführer, den wir uns für unsere Portugalreise letztes Jahr gekauft hatten. Jetzt können wir ihn endlich intensiv nutzen. Und ich genieße es, mal wieder im Reiseführer zu stöbern.
Unser erstes Ziel war ein Tag und Nacht Parkplatz direkt an einem großen Surfstrand, südlich von Vila Praia de Âncora, den wir wieder über Park4night gefunden haben. In dem Ort gibt es zudem eine Entsorgungs- und Wasserstation für Wohnmobile, wo wir vorher kurz einen Zwischenstop einlegten. Da Sven Montag und Dienstag leider noch arbeiten musste, war mein Plan eigentlich den Strand zu genießen und surfen zu gehen. Allerdings hatte das Wetter andere Pläne und es schüttete an beiden Tagen bis zum Nachmittag wie aus Eimern. So machte ich im Regen am Montag nur einen Strandspaziergang und am Nachmittag versuchten wir unser Glück einen wolkenlosen Fleck etwas im Landesinneren zu finden und suchten eine schöne Badestelle am Fluss Rio Coura bei der Ponte de Sao Joao auf. Tatsächlich regnete es dort nicht mehr und beim Baden und Cliff Jumping kam sogar die Sonne raus. Zum Übernachten ging es danach wieder zurück zum Praia de Âncora, der zum Arbeiten auch sehr gut geeignet ist, da der Parkplatz viel Platz und somit auch Ruhe bietet. Das Internet war ebenfalls gut.


Die ganze Nacht regnete es durch und am nächsten Tag hörte es erst mittags auf. Da die Wellen bei Niedrigwasser gegen 11:00 Uhr sehr gut aussahen und auch einige Surfer auf dem Wasser waren, ging ich surfen. Glücklicherweise hörte es sogar genau dann auf zu regnen und nach 1,5 Stunden im Wasser konnte ich die letzte halbe Stunde sogar noch mit Sonne surfen. Das Meer und die Luft sind hier allerdings deutlich kälter, als in Frankreich. Aber mit einem etwas dickeren Neoprenanzug ist das kein Problem. Als Sven fertig war mit arbeiten ging es weiter südlich zu einem sehr schönen Sandstrand mit Granitfelsen und dem Forte de Paco, das im 18. Jh. vom Graf zu Schaumburg-Lippe erbaut wurde. Wir machten einen entspannten Strandspaziergang, kletterten über die Felsen, genossen die Sonnenstrahlen und ein Eis & Sven trank sein erstes portugiesisches Bier am Strand. Sidefact: Portugal ist übrigens das zweit günstigste Bierland. Nur in Tschechien ist das Bier noch günstiger. Da der Parkplatz auch bei Park4night eingezeichnet war, entschieden wir uns, die Nacht einfach dort zu bleiben. Das war leider keine so gute Entscheidung, da wir auf dem etwas höher gelegenen Parkplatz dem Wind komplett ausgesetzt waren und die Nacht sehr stürmisch wurde.

Wir hatte eigentlich schon vor gehabt in Frankreich in die Berge zum Klettern und Wandern zu fahren, was wir aufgrund der Hitze auf Oktober verschoben haben. Daher freuten wir uns sehr festzustellen, dass Portugals Norden ebenfalls viele Berge und sogar einen Nationalpark bietet. Also ging es am Mittwoch wieder ins Hinterland. Nach zwei Stunden Fahrt erreichten wir den Wasserfall, Poco Azul, Cascata do Arado. Dort stürzt der Wasserfall aus 750 m Höhe in ein türkisblaues Becken, wo wir schwimmen gehen konnten. Weiter oben am Wasserlauf befinden sich mehrere weitere Becken, wo wir ebenfalls in einem weiteren badeten. Hier mussten wir allerdings feststellen, dass die Cascata do Arado recht touristisch ist. Also ging es weiter. In der Nähe gab es an dem großen Fluss Cávado, der schon fast einem Fjord ähnelte, einen Parkplatz, wo man auch problemlos übernachten konnte.

Am Donnerstag früh war der Fluss sehr friedlich, die Sonne schien und der Strand war fast menschenleer. Ich nahm meine Schwimmbrille und ging im türkisfarbenen und glasklaren Wasser schwimmen. Das Wasser war wunderbar angenehm warm, sodass man sehr gut länger schwimmen konnte. Außerdem konnten wir am Ufer noch einen Flusskrebs beobachten.


Nach dem Schwimmen holten wir unser SUP und ich ging SUPen und nutzte das ruhige Wasser, um SUP Yoga zu machen. Im Vergleich zum Meer ist es eine Wohltat und Entspannung pur zwischendurch an einem See/ Fluss zu sein, wo es unendlich ruhig ist. Das konnten wir bereits in Frankreich feststellen und so war es hier ebenfalls. Man lernt die Seen und Flüsse von einer ganz anderen Seite kennen und den Kontrast sehr zu schätzen. Wir genießen das sehr! Daher blieben wir noch länger als geplant (es war eigentlich nicht geplant) am Fluss und ließen uns so durch den Tag gleiten. Ein perfekter Urlaubstag. Spontan aßen wir noch mittags nebenan zu Mittag, wo es Pizza gab. Anschließend hatte ich uns aus dem Reiseführer eine kleine Wanderung von 5 km rausgesucht.
Wir fuhren dafür eine atemberaubend schöne Bergstraße mit tollen Aussichten hinauf in die Berge und erreichten den Junceda Miradore, wo wir parkten und zum Startpunkt der Wanderung, Trilho das Silhas dos Ursos, bei Gerês gingen. Es sollte eine Rundwanderung sein, die vorbei an Steinskulpturen führte, den silhas, mit denen Bienenstöcke von den im 17 Jh. dort lebenden Bären ferngehalten wurden. Wir entdeckten zwei.

Bei der zweiten endete allerdings der Weg. Wir suchten vergeblich einen vermeintlichen Weg. Die Trampelpfade führten alle nur ins Gebüsch und waren total verwuchert. Also entschieden wir uns erstmal wieder zurück zu gehen. Auf dem Rückweg entdeckten wir eine Abzweigung und auch das Symbol, was nach rechts zur Abzweigung deutete. Also versuchten wir dort den Weg zu folgen. Die Felsen und Gipfel erinnerten uns sehr an Norwegen und der Blick schweifte in die Ferne über die umliegenden Berge. Einfach traumhaft!


An einer kleinen Quelle tauchte plötzlich ein U-turn Schild auf aber kurz dahinter entdeckten wir eine weitere Markierung, was uns etwas verwirrte. Mit Hinblick auf den ungewissen Weg füllten wir lieber unsere Trinkflasche noch einmal auf und liefen weiter.

Vor uns wanderten zudem drei junge Männer, denen wir etwas bergab den Weg folgten in der Hoffnung, dass sie das gleiche Ziel haben. Allerdings konnten wir unser Wanderwegsymbol nicht mehr finden, was uns stutzig werden ließ. Da es schon spät war und langsam dämmerich wurde kehrten wir lieber wieder zum U-turn Schild zurück und schauten nach einem anderen Weg. Dabei entdeckten wir einen Ochsenschädel (?) und weitere Skelettteile aber leider keinen weiteren Weg.
Damit wurde es auch etwas gruseliger und wir wollten doch lieber in Wilma als auf dem Berg schlafen. Also gingen wir einfach den gleichen Weg zurück. Wie durch einen Zufall und ganz unbemerkt wurden wir durch die Symbole aber auf einen anderen Weg geführt, der zum Glück der richtige war. In der Ferne konnten wir dann irgendwann endlich Wilma entdecken. Statt 5 km wurde aus dem abenteuerlichen „Rundweg“ dann eher 10 km und auch wie im Reiseführer angepriesen konnten wir leider keine Badestelle finden und der Bikini blieb im Rucksack. Nur den Zeh konnte man in den zahlreichen kleinen Bächen baden.
Also als kleiner Tipp: Folgt niemals jemand anderes und sucht vorab die Karte (online) raus – im Nachhinein haben wir sie uns angeschaut und festgestellt, dass wir letztendlich doch immer den richtigen Weg gefunden haben. Außerdem haben wir sonst immer unsere Stirnlampe dabei und ein Notbiwak, falls man doch unerwartet draußen schlafen oder im dunkeln unterwegs sein muss.
Nach dem kleinen Abenteuer mussten wir uns erstmal wieder in Wilma mit Tee und einer leckeren selbstgemachten Suppe aufwärmen. Gegen Mitternacht schauten wir uns bei der sternenklaren Nacht den Himmel an. Unendlich viele Sterne waren zu sehen und sogar eine Sternschnuppe erschien. Bei 10 Grad draußen genossen wir es danach zufrieden und glücklich in unser warmes, kuschliges Bett zu kriechen.

Am Freitag fuhren wir dann erst noch einmal zu einem See, in dem ein versunkenes Dorf zu sehen sein sollte. Da es die letzten Tage leider viel geregnet hatte, konnte man es allerdings nicht erkennen. Danach ging es nach Póvoa de Lanhoso, weil es dort eine Wasser- und Entleerungsstation gibt. Direkt neben dem kostenlosen Wohnmobilstellplatz entdeckten wir einen kleinen Skatepark mit Pumptrack, wo wir gleich unsere Longboards testeten. Der Ort an sich war leider keine Sehenswürdigkeit und nach einem kurzen Spaziergang machten wir uns einen entspannten Abend am Camper.
Wir fanden heraus, dass direkt nebenan ein Klettersteig war, den wir Samstagvormittag auf dem Plan hatten. Er führte hinauf zu einer Burg, die sehr schön war und wohl beliebt für Hochzeiten ist. Sehr romantisch. 🙂
Als nächstes hatten wir uns wieder einen Wasserfall rausgesucht, der auf dem Weg zurück zum Meer lag. Wir hätten nicht gedacht, dass dieser so beliebt war. Viele Einheimische relaxten an dem Fluss oder sprangen von den Klippen. Wir kletterten ebenfalls den Wasserfall hinauf, sprangen in die kleinen Becken und dann vom Kliff den großen Wasserfall hinunter. Das Wasser war eiskalt aber glasklar!


Unser nächster Übernachtungsplatz, wo wir auch bis Dienstag blieben, war der kostenlose Wohnmobilstellplatz bei Viana do Castello, direkt am Kitespot. Das Wetter war Sonntag zum Glück wieder sehr schön, sodass wir erst am Strand lagen und gegen Nachmittag, als der Wind stärker wurde, unser Kite auspackten. Für mich war es allerdings zu windig, sodass Sven nur Kiten konnte mit unserem 11er. Am Montag sollte der Wind aber auch für mich gut sein. Nach einem entspannten Strandvormittag gingen Sven und ich nachmittags Kiten. Der Spot war recht voll, jedoch gegen Abend wurde es deutlich leerer und der Wind auch noch besser. Da machte es gleich wieder noch mehr Spaß!

Ein Highlight war Sonntag Abend noch ein Feuerwerk, was wir über Viana gegen 23:00 Uhr beobachten konnten. Es war das Abschlussfeuerwerk des Festivals Romaria Sra. D’Agonia, welches das Highlight des Jahres normalerweise ist. Aufgrund von Corona wurde es dieses Jahr jedoch nicht wie sonst in den Straßen von Viana gefeiert, sondern digital durchgeführt. Über soziale Medien wurden Filme oder andere Beiträge zu bestimmten Uhrzeiten vom 19.-23.08. geteilt, ein paar Ausstellungen in Museen fanden statt, Musik wurde über Lautsprechern in der Stadt abgespielt und zum Abschluss fand das Feuerwerk statt. An sich finde ich es toll, dass nach einer Möglichkeit gesucht wurde, es doch stattfinden zu lassen und dass die digitalen Medien genutzt wurden. Wenn wir das digitale Potential ausschöpfen, ist viel möglich. Allerdings ersetzt es natürlich nicht komplett das Event vor Ort. Der Tourismus (der enorm sein muss zu der Zeit) bleibt aus, was die wirtschaftliche Lage der lokalen Geschäfte, Hotels/ Unterkünfte etc. stark beeinträchtigt. Als wir am Dienstag zum Feierabend durch die Stadt schlenderten, konnte man merken, dass die Menschen in den Geschäften sich freuten Touristen zu sehen. Mit einer Angestellten kam ich ins Gespräch. Sie erzählte von dem Festival und dass die diesjährige Lösung auf sehr negative Resonanz gestoßen ist.
Rückblickend auf unsere erste Woche mit Urlaub in Portugal können wir für den Norden auf jeden Fall festhalten, dass es hier landschaftlich, und wettertechnisch sehr abwechslungsreich ist. Der Kontrast von Arbeiten und Urlaub war sehr gering. Ich war sofort im Urlaubsmodus und schnell sehr entspannt, auch wenn man zwischendurch ein paar gute Ideen für die Arbeit bekommt – was gut ist. Ich freute mich die Ideen dann am Dienstag, als die Arbeit wieder los ging, in die Tat umzusetzen. Und im Prinzip fühlt es sich jetzt immer noch wie Urlaub an. Wie könnte es auch anders sein, wenn der Tag mit einem kurzen Blick auf das Meer oder einem Strandspaziergang beginnt, mittags am Strand das Mittagessen gegessen wird bei toller Aussicht und manche Meetings, die es zulassen, mit dem Tablet in der Sonne durchgeführt werden. Man hat viel mehr Möglichkeiten und Abwechslung, sich auf bestimmte Arbeiten mit unterschiedlichen Arbeitsplätzen zu konzentrieren, ist dadurch deutlich fokussierter und gleichzeitig unabhängiger und flexibel, was den Ort angeht. Was mir auch gut gefällt, ist der Zeitunterschied in Portugal. Man fängt für ein Meeting, nach deutscher Zeit um 8:00 Uhr, zwar um 7:00 Uhr in Portugal an zu arbeiten, dafür enden die Meetings dann auch um 15:00 oder 16:00 Uhr (meist), statt eine Stunde später. Außerdem haben wir jetzt nicht nur 100 GB wie in Frankreich, sondern unbegrenztes Datenvolumen mit unserer neuen lokalen SIM Karte von NOS (Prepaid, Tarif Kangaroo XL, 1€/ Tag + 2,50€ / SIM Karte). Auch das Freistehen geht hier wieder problemlos, sodass man sich keine großen Gedanken um einen Übernachtungsplatz machen muss. Wasser- und Entsorgungsstationen gibt es in jedem größeren Ort und lassen sich super über park4night finden.
Somit steht einer entspannten Portugal-Zeit nichts im Weg und wir freuen uns die nächsten Monate hier zu verbringen!