Eine Normandie Entdeckungstour

Eine Normandie Entdeckungstour

Juli 4, 2020 2 Von anjali

In unserer ersten Urlaubswoche hatten wir sehr viel Entdeckungsdrang. Durch meinen Dumont Reiseführer haben wir uns vor Ort immer die nächsten Orte gut raussuchen können und nebenbei noch etwas über die Region und die Geschichte gelernt.

Unser erster Stop in der Normandie waren die Klippen von Étretat. Nach vier Stunden Fahrt aus Belgien sind wir abends an einem schönen freien Stellplatz direkt am Meer kurz vor Étretat angekommen und konnten noch einen kleinen Spaziergang zum Wasser machen. Schon dort haben uns die Klippen beeindruckt. Unseren Stellplatz haben wir wie immer über die park4night – App gefunden.

Am nächsten morgen sind wir dann nach Étretat gefahren und den Küstenwanderweg auf den Klippen entlang gewandert. Das Wetter war leider eher bescheiden aber auch gleichzeitig sehr mystisch. Es war nebelig, weshalb man die Klippen nur wenig sehen konnte. Wir wollten gerne ein ganz bekanntes Panoramabild mit einem Felstunnel und einem vorgelagerten zuckerhutförmigen Felsen sehen. Wie durch ein Wunder hatten wir genau an diesem Aussichtspunkt Glück, der Nebel hat sich gelichtet und wir konnten beides im Nebel erkennen – und schnell ein Foto knipsen.

Anschließend sind wir zurück in den Ort gewandert und haben uns in einer kleinen Boulangerie unser erstes Crossiant und Baguette geholt – das ist tatsächlich einer unserer Gründe, warum wir Frankreich lieben. Nirgends schmeckt es so gut wie hier!

Danach ging es auf ins Landesinnere in die Suisse de Normandie an die Orne (Fluss). Auf dem Weg dorthin haben wir noch einen kurzen Zwischenstop in Honfleur gemacht, um uns die wunderschöne Altstadt anzuschauen.

In der Suisse de Normandie haben wir einen schönen einsamen Stellplatz mitten am Rande eines Kornfeldes gefunden – ein Bett im Kornfeld quasi -, der tagsüber und bei passendem Wind ein Gleitschirm Startplatz ist. Hier konnten wir auch zum ersten mal unsere neue Dusche perfekt testen. Die heiße Dusche tat sehr gut und die Aussicht war traumhaft!

Ein Bett im Kornfeld

Frisch geduscht ging es dann am nächsten Tag zum Fluss. Das Wetter sah erst nicht gut aus, morgens regnete es noch, dann hellte es aber zum Glück auf und beim Kajakfahren auf der Orne hatten wir puren Sonnenschein. Im Ort Thury-Harcourt haben wir beim Kayak Club ein Zweierkayak geliehen. Man kann zwischen einer Strecke von 4, 7 oder 14 km wählen. Die 14 km Strecke war allerdings leider nicht möglich an dem Tag, weshalb wir die 7 km machen wollten. Wir wurden zum Einstiegsort gefahren und konnten dann die Strecke zurück zum Club paddeln.
Über kleine Stromschnellen und vorbei an einer schönen steinernen Brücke verging die Fahrt wie im Flug und wir waren schnell wieder am Startpunkt – zu schnell gefühlt. Die drei anderen Personen, die mit uns gestartet sind, hatten wohl das gleiche Gefühl und wir haben dann festgestellt, dass der Fahrer uns leider zum falschen Startpunkt gebracht hatte und wir daher nur die 4 km gepaddelt sind. Schade, aber so hatten wir noch etwas mehr Zeit, um zu unserem neuen Ziel zu gelangen.

Es war Zeit für etwas Geschichte. Also war unser nächstes Ziel die Schauplätze des D-Day. Überall in der Region gibt es kleine Museen, in denen gefundene Gegenstände der Soldaten die beim Feldzug im Jahr 1944 zurückgelassen wurden ausgestellt werden. Uns hat besonders der Landungsstrand bei Arromanches interessiert. Kurz vor dem eigentlichen Schauplatz haben wir wieder einen Übernachtungsplatz auf einem asphaltierten Parkplatz direkt am Strand gefunden (ca. 1 km entfernt). Von dort kann man zu Fuß am Strand nach Arromanches laufen und sieht schon währenddessen die Reste des künstlich angelegten Hafens der Allierten, welche bei Ebbe besonders gut zu sehen sind.

Am nächsten Morgen war Ebbe, sodass wir noch einmal einen Strandspaziergang gemacht haben. Ein Strandsegel-Kurs (Char à Voile) fand dort gerade statt. Das war der Moment, wo wir uns gesagt haben, das wir das gerne ausprobieren möchten. Für mich ist das zudem eine super Übung, um meine Segel Kenntnisse mal wieder seit langem aufzufrischen – nur an Land. Perfekt also!

Nach dem Strandspaziergang ging es auch schon wieder weiter zum nächsten Highlight, das Cap de la Hague, die nördlichste Spitze der Normandie. Dort sind wir am Meer entlang gewandert, haben die Aussicht auf den Leuchtturm genossen, den Wind durch unser Haar pusten lassen und haben einen alten Bunker erkundet.

Eigentlich wollten wir dort bleiben, doch der Wind war so stark, dass man auf dem Wohnmobilstellplatz (der auch sehr voll war) nicht mal gemütlich draußen sitzen konnte. Da wir am nächsten Tag sowieso weiter Richtung Süden fahren wollten, entschieden wir uns schon ein Stück in die Richtung zu fahren, was eine sehr gute Entscheidung war. An der Küstenstraße ging es ca. 50 min nach Süden vorbei an traumhaften Aussichten auf die Küste und lange Strände. An einem der langen Strände haben wir unseren Schlafplatz für die Nacht gefunden.

Morgens wurden wir durch Pferdehufen geweckt. Der Strand schien beliebt für Kutschfahrer zu sein, wobei es sich hierbei um Ein-Mann-Kutschen für den Strand handelte und eher eine Sportart zu sein scheint. Leider verrät Google mir nicht, wie sie heißen oder es gibt keine spezielle Bezeichnung dafür. Falls jemand es kennt, schreibt gerne ein Kommentar. 🙂
Generell kann man sehr gut überall Strandausritte machen. Man sieht überall Pferde am Strand, was mich an meinen letzten Strandausritt in St.-Peter-Ording erinnert hat und mir das Gefühl gibt dies sehr bald auch mal wieder zu wiederholen. Es ist ein wunderbares Gefühl gewesen mal wieder auf einem Pferd zu sitzen, nachdem ich als Kind oft geritten bin. Frankreich wäre auf jeden Fall der perfekte Ort für eine Wiederholung!

Unser letzter Stop in der Normandie war das Kloster im Meer, Le Mont-Saint-Michel. Eigentlich versuchen wir größere Touristenattraktionen eher zu vermeiden und Menschenmassen aus dem Weg zu gehen. Da generell nicht sehr viel los ist bis jetzt und man meist nur Einheimische trifft haben wir dieses Ziel trotzdem auf unsere Bucketlist gesetzt. Im Französischunterricht hatte mich früher das Kloster schon fasziniert. Es nun live zu sehen war noch beeindruckender. Der Weg zu Fuß über die lange Brücke (ca. 30 min) hat sich gelohnt (statt Shuttle). Die ganze Zeit konnte man das Kloster betrachten und den Blick über das Watt und die Küste schweifen lassen. Beim Kloster angekommen wurde es dann doch etwas voller und in den Gassen tümmelten sich die Menschen. Wir sind daher nur schnell auf die Burgmauer hochgegangen, ein Stück um das Kloster gelaufen und dann wieder zurück auf’s Watt um es von unten zu bewundern. Die Gassen waren jedoch sehr hübsch und man hat sich fast wie im Mittelalter gefühlt – beim nächsten Besuch „nach Corona“ werden wir es uns noch einmal genauer inkl. dem Kloster von innen anschauen und auch alle Stufen bis nach oben auf der Burgmauer und in den Gassen laufen. Jetzt war noch nicht der richtige Zeitpunkt.
Zwar tragen viele Leute Masken, jedoch ist es keine Pflicht, weshalb es leider auch nicht alle machen. Sehr vorbildlich ist allerdings, dass in jedem Laden, den man betritt, das Händedesinfizieren oft Pflicht zu sein scheint und man z.B. im Supermarkt darauf hingewiesen wird. Allerdings ist es von Region zu Region unterschiedlich.

Am 29.06. waren wir mit unserem straffen Normandie Programm durch und wir konnten weiter in die Bretagne fahren.
Obwohl wir eigentlich noch viel länger unterwegs sind, haben wir gemerkt, dass man sich trotzdem erstmal viel vornimmt, um alles zu sehen, statt sich Zeit zu lassen. Man ist es gewohnt nur ein paar Wochen Urlaub zu haben und „arbeitet“ die „Programmpunkte“ schnell nacheinander ab. Wobei wir sagen müssen, dass wir vorher oft kein Programm haben und uns jeden Tag aufs Neue überlegen, was wir am nächsten machen möchten. Dank des Reiseführers war dies in der Normandie einfach.
Was mir zudem sehr gefällt sind die kleinen Dörfer mit ihren schmalen, verschlafenen Gassen und urigen Steinhäusern. Man fühlt sich direkt in eine andere Zeit versetzt. Google Maps hat uns tatsächlich auch oft über abenteuerliche Wege geschickt (kürzeste Route), aber so haben wir interessante Einblicke an sonst vor dem Tourismus eher verborgene Orte bekommen.

Jetzt steht auf jeden Fall fest, dass wir etwas länger in der Bretagne bleiben möchten. So sah dementsprechend auch unsere zweite Woche aus. Und deutlich Wasser- und Windsportarten geprägt. Dazu mehr die Tage!